Gülle, Mist und Grüngut aus kommunalen Sammlungen bilden die Ausgangsmaterialien – Strom, Wärme, hochwertiger Dünger und Gommer Öko-Pellets die Produkte. Dazwischen – so die Planung des Vereins «unternehmenGOMS» – erfolgt die energetische Verwertung der biogenen Abfälle in einer landwirtschaftlichen Biogasanlage. Sie soll über eine Kapazität von 7000 Tonnen Substrat verfügen. Das entstehende Methan wandelt ein Blockheizkraftwerk in Strom um. Die Abwärme dient teilweise der Beheizung des Fermenters.
Der eigentliche Geniestreich des geplanten «Energieparks Z’Brigg» in der Gemeinde Niederernen ist die Ergänzung der Biogasanlage mitPelletierwerk und Gülleverdampfung sowie die Anbindung an die regionale ARA und das benachbarte Wasserkraftwerk. Damit lassen sich der erneuerbare Strom und die gesamte Abwärme für die Herstellung vonGommer Pellets aus Hackschnitzeln von zwei regionalen Forstbetrieben und hochwertigen Dünger nutzen.
Win-Win-Situation
Für Andreas Meyer Primavesi, Projektleiter und Mitglied der Geschäftsleitung der NovaEnergie Basel AG, liegt der grosse Vorteil des Konzepts in der Lösung verschiedener, regional-spezifischer Herausforderungen. So gibt es seinen Ausführungen nach im Goms nicht genügend professionell betriebene Kompostieranlagen. Die Gemeinden transportieren daher das Grüngut ins Unterwallis, was sehr hohe Kosten verursacht. Die energetische Verwertung bringt den Gemeinden sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile.
Die Gommer Landwirte wiederum haben die Möglichkeit, Gülle und Mistkostenlos im Energiepark abzugeben. Der Sammlung soll mit sogenannten «Sammel-Taxis» erfolgen. Ebenso übernimmt bei genügender Nachfrage der Energiepark auch die flächendeckendeAusbringung des Düngers, ein Endprodukt nach der Vergärung in der Biogasanlage. Für die Landwirte zeichnen sich dadurch nur Vorteile ab: Sie sind bei der Gülle- und Mistlogistik – vor allem bei knapper Lagerkapazität – entlastet. Der vergorene Dünger weist eine höhere Qualität als ihre Stallgülle auf. Die Geruchsbelästigung wird entschärft.
Zu den Gewinnern gehört auch die Forstwirtschaft. Aus der Bewirtschaftung des Schutzwaldes resultiert neben Stückholz auch viel«minderwertiges» Hackholz. Dieses kann in Zukunft, gemahlen und zuPellets gepresst, in der Region genutzt werden. In einer Berggegend mit wenig grossen Wärmeverbrauchern bilden Holztrocknung und Pelletierwerk ideale Abnehmer für die Abwärme aus der Biogasanlage. Und Meyer denkt noch einen Schritt weiter: «Pelletöfen sind in den Streusiedlungen des Goms eine wirtschaftliche Alternative zu den vielen Elektroheizungen, die in den nächsten Jahren im Rahmen der Umsetzung der MuKEN 2014 ersetzt werden müssen».
Interesse für Realisierung vorhanden
Die projektierten Kosten für den Energiepark belaufen sich auf mindestens drei Millionen Franken. Im Betrieb rechnet Andreas Meyer Primavesi mit jährlichen Ausgaben von rund 750‘000 Franken und etwa gleich hohen Einnahmen. Der Energiepark wird damit nur wenig finanziellen Gewinn abwerfen. Der grosse Nutzen liegt in der regionalen Wertschöpfung. Es entstehen neue Arbeitsplätze; Gemeinden, Landwirte, Forstwirtschaft und die Umwelt profitieren.
Dank der schriftlichen Absichtserklärung von über 20 Landwirten sowie der meisten Gommer Gemeinden für die Lieferung der biogenen Abfälle ist das Projekt auf einem sehr guten Weg. Die Initianten planen, diesen Herbst die «Energiepark Z’Brigg AG» zu gründen, die für die Realisierung sowie den Betrieb der Anlagen verantwortlich sein wird. Die Inbetriebnahme ist auf Mitte 2017 geplant.
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zum Projekt
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